Kosmische Erziehung: Das Schulkonzept für 6-12-Jährige
Kinder im Alter von 6-12 Jahren sind hungrig nach Wissen. Es ist die Zeit der intellektuellen Eroberungen, eine Zeit, in der
"alle Einzelheiten der Kultur begeistert aufgenommen werden und später werden diese Samen sich ausdehnen und wachsen. Wenn ich gefragt werde, wie viele Samen gesät werden sollen, ist meine Antwort: 'So viele wie möglich!'"
Maria und Mario Montessori entwarfen für das Schulkind die so genannte "Kosmische Erziehung", durch welche möglichst viele Elemente der Kultur und Natur dem Schulkind vorgestellt werden. Aufgrund der Fülle an Inhalten brauchen wir eine bestimmte Methode zur Entdeckung und zum Erkunden der Welt, sie sprechen von "Schlüsseln", die wir den Kindern geben.
Die Lehrkraft gibt täglich kleine Impulse (Darbietungen). Sie präsentiert kleine Erzählungen, stellt den Schülern strukturierte Materialien, Experimente, Modelle, Bildtafeln vor.
Diese Impulse entspringen den verschiedensten Fachbereichen, die unsere Kultur definieren: Geografie, Sprache(n), Biologie, Arithmetik, Geometrie, Geschichte, Musik, Kunst, Technik etc. Damit wollen wir den Kindern ein Instrumentarium zur Verfügung stellen, mit dessen Hilfe selbstständig Wissen erarbeitet, Verständnis, Achtung, Anerkennung und Verantwortungsbereitschaft entwickelt werden können.
Das Wissen der Welt lässt sich nicht in einen festgelegten Lehrplan stecken. Das Ziel der Lehrpersonen ist, die Faszination der Erscheinungen auf der Welt erlebbar und verstehbar machen, Bewunderung und Staunen hervorzurufen und die Kinder zu eigenen Forschungsarbeiten zu motivieren. Kinder machen dann ihre eigenen Arbeiten und, so Montessoris These und Beobachtung, sie wollen auch nicht unterbrochen werden durch einen 45-Minuten-Gong und einen Stundenwechsel.
Um den Kindern einen Überblick über die Zusammenhänge der Welt und der Lebewesen zu ermöglichen, führt der Weg vom Ganzen zum Detail. Gleichzeitig dient das Detail, das Exemplarische, als Mittel, um das Ganze begreifen zu können.
Deshalb bietet die Montessori-Pädagogik den Schulkindern große Zusammenhänge, z.B. über die Entstehung der Welt und das Erscheinen der Lebewesen auf unserem Planeten. Wir stoßen Fragen an wie:
- Woher kommen unsere Schrift- und Zahlzeichen?
- Woher kommt der Name Geometrie, was bedeutet er? Wie haben die alten Ägypter den Pyramidenbau geplant und durchgeführt?
- Wie lebten die Menschen in der Steinzeit, in der Römerzeit etc.? Wie konnten sie ihre menschlichen Grundbedürfnisse befriedigen?
- Wie entstehen Tag und Nacht, wie entstehen unsere Jahreszeiten, wie die verschiedenen Klimazonen?
- Wie kann das Tierreich eingeteilt werden?
- Welche Grundbedürfnisse haben Pflanzen?
- Wie kann man sich die Zahlenpotenzen vorstellen?
- etc.
Kinder, Jugendliche, Erwachsene entwickeln sich, sie lernen. Dieses Lernen können wir gar nicht verhindern.
Lassen wir zu, dass Lernende scheinbare "Umwege" gehen, dass sie sich "verbiegen", aber lassen wir sie selbst entscheiden, wann, wo, wie lange und warum.